[19.01.2009]
Das Drama um die Wilhelmshöhe

Der Vorsitzende des Kegelvereins Wilhelmshöhe, Manfred Kanold, hat im November 08 mit seinem Schreiben an potentielle Sponsoren auf Zustände aufmerksam gemacht, die angesichts der aktuellen Diskussion um Sportstätten und deren Finanzierung voll auf die Tagesordnung gehören. Ein solcher Notruf hat auch mich erreicht. Da steht u.a. folgendes:

„Der Kegelverein Wilhelmshöhe hat sein Domizil in der 1926 erbauten Traditionsanlage an der Beude 6. Unsere 45 Mitglieder haben dafür gesorgt, dass diese 6 Bahnenanlage auf dem neuesten technischen Stand ist und bis 2011 als Bundeskegelbahn abgenommen wurde. Leider verkaufte die Stadt die Kegelanlage 2004 an einem Privatinvestor und hat an der Erhaltung der Anlage kein Interesse mehr.
Wir sind damit der einzige Kegelverein in Weißenfels, der für die Nutzung der Anlage Miete zahlen muss und auch die Kosten für Strom, Wasser und Gas trägt. Dazu kommen noch die Kosten für Reparaturen und Material.
Wir geben den Kindern des benachbarten Kinder- und Jugendhilfevereins eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung, betreuen Schulen und Kindergärten und selbst „Kegeln im Rollstuhl“ ist möglich….“

Wegen der jährlichen Kosten von über 10.000.-Euro und den auch sonst unglaublich schlechten Bedingungen konnte der Verein beim besten Willen so nicht weiter machen, hat einen bestehenden Vertrag zum Jahreswechsel gekündigt und sich ein anderes Domizil gesucht. Das birgt nun die Gefahr in sich, dass der Verein zerbricht, weil für die älteren Mitglieder die bei Lok neu erschlossenen Möglichkeiten zu weit weg liegen.
Eine seit Jahrzehnten bestehende Tradition verbunden mit vorbildlichem bürgerschaftlichem Engagement droht damit zu Ende zu gehen, und dass in Zeiten, wo alle Welt Bürgersinn und sinnvolle Vereinsstrukturen einfordert.
Der Vorstand macht das Thema nun über verschiedene Pressemitteilungen öffentlich. Für mich Anlass, nach Ursachen und Wirkungen zu fragen. Denn eines ist klar: Vergleicht man die genannten Zustände mit denen, die anderen Sportarten und Sportstätten in Weißenfels zuteil wurden und werden, dann stellt man schnell eine schreiende Ungleichbehandlung fest.

Vereinsmitglieder und Fans aus den Bereichen Basketball, Unihockey und Rudern werden es mir abnehmen müssen, wenn ich als Mandatsträger im Stadtrat und noch dazu als Bürger für Weißenfels eine neutrale Betrachterposition einnehmen muss, um solchen offensichtlichen Fehlentwicklungen der vergangenen Jahre auf den Grund zu gehen.
Es kann aus einer solchen Sicht nicht akzeptiert werden, dass Lobbyisten aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung dafür sorgen, dass einige Vereine aufblühen und andere - ohne Lobby – den Bach herunter gehen. Freilich spielt hier die überregionale Rolle samt Außenwirkung für die Stadt bei einigen Sportarten eine besondere Rolle – aber das kann nicht die Entschuldigung für den Niedergang einer traditionsreichen Sportstätte wie der Wilhelmhöhe sein.
Die nämlich hat als Baudenkmal zumindest die gleiche Ausstrahlung und städtebauliche Bedeutung wie beispielsweise das Bootshaus. Auch die hohen Investitionen um das E-Werk - einer Stätte ohne jegliche Bedeutung in diesem Sinne - gewinnen hier eine traurige Aktualität. Dr. Otto Klein berührt mit seiner Anfrage im vorstehenden Artikel genau diese Problematik. Hier lohnt es also zu vergleichen:

Ich weiß aus eigener Erfahrung, welche grundsätzlichen Belange Grundstückskaufverträge mit der Stadt beinhalten: Wer ein heruntergekommenes Grundstück erwirbt, muss danach investieren. Umfang und Realisierungszeiträume sind fixiert. Bei Nichterfüllung ist die Stadt berechtigt, die Rückübertragung zum gleichen Preis zu verlangen. Die dabei entstandenen Kosten trägt der Käufer.
Im Fall der Wilhelmshöhe betrug der Kaufpreis 20.000.- Euro. Billig genug, um genau festgelegte Gesamtinvestitionen von ca. 103.000.- Euro zu verlangen.
„Nach erfolgter Rekonstruktion und Sanierung wird die Einrichtung weiterhin als Gaststätte mit Kegelbahn genutzt.“ Unter diesen Bedingungen hatte eine Mehrheit im Stadtrat in der April-Sitzung 2004 diesem Vorhaben zugestimmt.

Nach den praktischen Erfahrungen der Kegler sind die geforderten Investitionen nicht erfolgt. Im Gegenteil: Seit dieser Zeit haben sich die Zustände verschlechtert.
Nichts liegt nun näher, als genau das zu überprüfen und entsprechende Konsequenzen zu abzuleiten und umzusetzen. Das Argument, es handele sich hier um ein Privatgrundstück und die Stadt hätte deshalb keine Möglichkeit einzugreifen, wäre also nicht nachvollziehbar.

Rückkauf zu den genannten Bedingungen mit Übernahme durch die stadteigene WVW wäre eine solche mögliche Konsequenz. 20.000.- für Rückkauf und weitere ca. 20.000.- Euro für dringende Instandsetzungen? Könnte man auf einer solchen Grundlage das Objekt für die Kegler wieder herrichten und für verträgliche Nutzungsbedingungen zur Verfügung stellen?
Relativ wenig Geld für große Wirkung, zumal die Vereinsmitglieder in der Lage sind diverse Eigenleistungen zu erbringen, wie in vielen Jahren zuvor? Fragen, die gestellt und beantwortet werden müssen.
Wer hier mit dem Kostenargument kommt, dem halte ich vor, was beispielsweise seinerzeit in der MZ in Sachen Bootshaus zu lesen war:

„Aus dem bisherigen Vereinsdomizil lässt sich aufgrund der idyllischen Lage eine Menge machen, schwärmt WVW- Geschäftsführer Bernd Steudtner. Und darin herrscht Einigkeit zwischen ihm und Klaus Ritter, dem Vorsitzenden des Weißenfelser Rudervereins sowie dessen Stellvertreter Ekkart Günther. Mit den in Aussicht gestellten Fördergeldern aus den Töpfen Städtebau und Sport sowie Eigenmitteln der WVW und nicht zuletzt der Absichtserklärung des Oberbürgermeisters Manfred Rauner, das Projekt auf den Weg zu bringen, dürfte einer kompletten Sanierung des Hauses mit Tradition nichts mehr im Wege stehen. Denn seit zehn Jahren versuchen die Vereinsaktiven ihr Bootshaus- Problem zu lösen. Im ersten Quartal des neuen Jahres soll das Vorhaben mit einem Investitionsvolumen von etwa 1,2 Millionen Mark starten, so Steudtner….“

Wie gesagt: Es geht auch um die, die über keine ausreichende Lobby verfügen. In allen genannten Punkten haben die Kegler die gleichen Rechte als Bürger einer Stadt, die im Rahmen ihrer freiwilligen Aufgaben Ausgewogenheit und Gleichbehandlung beachten muss.

Und wie war das noch mal mit dem Prüfungsbericht des Sport- und Freizeitbetriebes?

„Der Sportboden in der Stadthalle wurde für 88.000.- ersetzt… Es wurde ein Kunstrasen Sportplatz Röntgenweg mit 424.000.- investiert…“
und selbst das alte Stadiongebäude und die Gaststätte mit Nebengebäuden wurde von der WVW übernommen und sollte durch Investitionen schon 2008 das sportliche und touristische Angebot in der Stadt ergänzen. Deshalb wurde ein Pachtvertrag nicht verlängert. Das war das Aus für "Fegers" Radrennbahn.

Der große Zampano Rauner hat sich gern als der große Sportförderer feiern lassen. Immer mehr wird deutlich, was er wirklich angerichtet hat.

Wir müssen es gemeinsam ausbaden – aber nun endlich mit mehr Fairplay!

Ihr Hartwig Arps


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